Wenn es um die Digitalisierung der Arbeitswelt geht, geraten derzeit viele Menschen ganz automatisch ins Schwärmen. Da geht es um spannende neue Berufe, innovative Möglichkeiten, seinen Arbeitsplatz zu gestalten und die Chance, Arbeit an sich neu zu definieren. Um das Thema umfassend zu beleuchten, muss man auch immer die Nachteile beziehungsweise Risiken genau unter die Lupe nehmen.
Erwartet uns mit der fortschreitenden Digitalisierung ein grosses Berufesterben? Ja, einige Berufe werden die Digitalisierung nicht überleben. Jedoch werden im Zuge des digitalen Wandels neue Berufe entstehen, die es ohne diese nicht geben würde. Die grösste Herausforderung für Arbeitnehmer besteht darin, die anstehenden Veränderungen zu akzeptieren und sich nicht vor diesen zu verschliessen. Ob man es will oder nicht, die Arbeitswelt von morgen sieht anders aus als die von gestern und heute. Für diejenigen, die dadurch ihren bisherigen Job verlieren, stellt das natürlich subjektiv betrachtet einen Nachteil dar. Für die grosse Mehrheit ist es jedoch ein enormer Vorteil, da Berufe beispielsweise immer flexibler werden und neue Arbeitsmodelle wie das Cloudworking einen individuellen Arbeitsalltag ermöglichen.
Dass Mitarbeiter die Möglichkeit bekommen, beispielsweise im Home-Office oder von unterwegs zu arbeiten, ist inzwischen keine Seltenheit mehr – schliesslich sorgen Smartphone, iPad und die unternehmensinterne Cloud dafür, dass der Mitarbeiter immer erreichbar ist und Zugriff auf alle Daten hat, die er benötigt.
In erster Linie ist diese neue Flexibilität natürlich eine grosse Chance, die die digitale Arbeitswelt mit sich bringt. Erwerbstätige müssen nicht mehr ihre Zeit im Büro absitzen, sondern können individuell entscheiden, wann und wo sie arbeiten. Dass dieses Prinzip keinesfalls zum Faulenzen animiert, sondern sogar die Produktivität steigert, ist längst bekannt.
Trotzdem hat die Sache auch einen Haken – nämlich die bereits angesprochene permanente Erreichbarkeit, die von vielen Seiten scharf kritisiert wird. Wenn sich die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit vermischen, mag das für den Einen grossartig sein. Für den Anderen ist es jedoch eine Dauerbelastung, die mit permanentem Stress einhergeht und auf lange Sicht hochgradig gesundheitsgefährdend ist.
Arbeitgeber müssen erkennen, dass Lösungen wie das Home-Office zwar durchaus förderlich für das Unternehmen sein können. Das Privatleben der Mitarbeiter muss jedoch auch respektiert werden. Heisst konkret: Keine Anrufe ab X Uhr, keine E-Mails während des Wochenendes und der Urlaubszeit usw.
Wenn Arbeitgeber ihren Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, im Home-Office zu arbeiten, haben sie häufig nicht daran gedacht, dass auch im heimischen Büro die gängigen Arbeitsschutzmassnahmen und -regelungen gelten. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, zu überprüfen oder überprüfen zu lassen, ob der Arbeitsplatz den Anforderungen entspricht und ein sicheres Arbeiten möglich ist.
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, das bestehende Arbeitsrecht an die neuen Herausforderungen anzupassen. Es wird in Zukunft noch zahlreiche Änderungen geben, die den Wandel der Arbeitswelt einmal mehr deutlich unterstreichen. Das Risiko besteht darin, dass die Änderungen nicht parallel zu den Entwicklungen erfolgen. Sprich: Dass Situationen in der Praxis auftreten, die in der Theorie noch gar nicht (rechtlich) geregelt sind.
Bei diesen beiden Aspekten handelt es sich wohl um die grössten Risiken, die die digitale Transformation der Arbeitswelt mit sich bringt. Natürlich ist es in erster Linie die Aufgabe des Arbeitgebers, sich damit zu befassen und beispielsweise ein umfangreiches Sicherheitskonzept aufzustellen, wenn das Unternehmen auf cloudbasierte Arbeitsmethoden umstellt. Das heisst jedoch nicht, dass Sie als Angestellter unbehelligt und naiv durch die digitale Welt wandeln dürfen. Selbstverständlich spielen Themen wie Datenschutz und Sicherheit auch im privaten Umfeld eine Rolle und dürfen nie missachtet werden. Es ist unverzichtbar, dass das Bewusstsein für diese und weitere Aspekte – beispielsweise der Umgang mit geistigem Eigentum anderer im Internet – geschärft und sensibilisiert wird.
Die Generation Y macht es vor, immer mehr Vertreter anderer Generationen machen es nach. Die Ära des klassischen 8-to-5-Jobs befindet sich in den letzten Ausläufern und macht Platz für vielfältigere Modelle. Egal, ob Gleit- und Vertrauensarbeitszeit oder Multi-Jobber, Home-Office- oder Coworking-Fan – die moderne Arbeitswelt hat jetzt schon so viel mehr zu bieten als je zuvor. Über all den unterschiedlichen Möglichkeiten steht der Wunsch nach Selbstverwirklichung. Menschen arbeiten nicht mehr nur, um Geld zu verdienen, sie wollen eine Beschäftigung, die sie erfüllt und die (in ihren Augen) einen Sinn hat.
Damit endet allmählich die Zeit der traditionellen Lohnarbeit, in der es wirklich nur darum ging, Geld zu verdienen, um die Familie zu ernähren. Natürlich ist dieser Aspekt auch heute noch wichtig, doch wollen die Menschen nicht mehr nur leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben.